Einfache Wahl ‘dank’ LineageOS
Egg, 2. November 2018: Nachdem im ersten Teil über das iPhone X berichtet wurde, geht es in diesem zweiten Teil um das LG G6 bzw. um die Frage, warum das im Frühjahr erworbene Moto G4 (mehr dazu hier) bereits einen Nachfolger erhält.
Alternativen auf bescheidenem Niveau
Im Frühjahr wurde der Umstieg vom betagten Nokia N900 auf das Moto G4 mit LineageOS ausführlich beschrieben. Das Moto G4 wird darin mächtig gelobt, allerdings mit einem Vorbehalt: “Weniger Begeisterung herrscht daruber, dass das Handy explizit nicht ‘wasserdicht’ gilt.” Nun ist ein Smartphone heute weit mehr als ein Handy, gerade die Funktion als Kamera und als Navigationsgerät wird immer wichtiger. Wie im letzten Blog erwähnt, gibt es unter dem Label azurgo.ch von Archivista GmbH einen Buchverlag für interaktive Tourenbücher. Und so passierte das, was an sich hätte vermieden werden müssen, aber dennoch passierte. Das Moto G4 wurde zwar gut verpackt, doch regnete es zwischen Rosenheim und Chieming derart massiv, dass das Wasser des Dauerregens sowohl durch einen Plastiksack als auch die Lederhülle gelangte, um das Teil derart nachhaltig zu ‘bewässern’, dass am Abend das Display nur noch wackelte.
Zwar brachte eine umgehend eingeleitete Trocknung Besserung beim Display, alleine seit jenem ehrenwerten Tag arbeitet das Gerät deutlich unzuverlässiger. Der Akku wird im Betrieb viel schneller heiss. Der Stromverbrauch ist in diesen Situationen ziemlich hoch, sodass das Gerät oftmals binnen ein bis zwei Stunden entladen ist. Kurz und gut, es musste ein Ersatz her, der wasserdicht und möglichst robust ist. Die erste Wahl fiel dabei auf das Samsung XCover 4, weil das Gerät als sehr robust gilt. Eine erste Recherche brachte die Erkenntnis, das Samsung XCover 4 wird zwar auf der offiziellen Homepage von LineageOS nicht unterstützt, wohl aber scheint es bereits auf LineageOS portiert worden zu sein.
Leider sah bzw. sieht die Realität anders aus. Die Anleitungen zur Installation von LineageOS auf das Samsung XCover 4 erwiesen sich allesamt als Fake-Seiten. Offenbar suchen derart viele Anwender/innen nach einer freien Alternative, dass es sich zu lohnen scheint, für diverse Geräte Fake-Homepages zu erstellen. Peinlich sicher, darauf hereingefallen zu sein. Beim zweiten Anlauf galt es daher, die offiziellen LineageOS-Seiten peinlich genau zu lesen, ehe ein neues Teil bestellt werden sollte. Erschwerend hinzu kam, dass es sein Smartphone sein sollte, das mit Schutzklasse IP68, also sowohl gegen Staub und Wasser in allen Lagen geschützt ist. Zum Vergleich, das iPhone X besitzt Schutzklasse IP67, es ist gut gegen Staub, aber nicht perfekt gegen Wasser geschützt. Auf den ersten Blick erfüllte nur das Samsung Galaxy S7 die Kriterien. Nur, was nützt ein Handy, wenn der Akku entweder schnell überhitzt oder gar schlapp macht? Neben den Akku-Problemen missfällt bei den Samsung-Geräten (das mag jetzt kleinlich klingen) vor allem aber auch, dass einem das Samsung-Logo auf der Frontseite andauernd penetrant anstarrt. Was also tun, sich mit Schutzklasse IP67 begnügen? Selbst mit ‘vermindertem’ Wasserschutz, die Auswahl bei LineageOS ist nicht berauschend. Irgendwann taucht der Name LG G6 auf dem ‘Radar’ auf.
LG G6 mit Schutzklasse IP68, grossem Display und kleinem Preis
Schutzklasse IP68, grosses Display (5,7 Zoll mit 2880 x 1440 Pixeln), zwei Kameras auf der Rückseite, ein Preis bei ca. 450 Franken (zwischenzeitlich gab es das LG G6 für weniger als 400 Franken), 4 GB RAM, USB-C, wie ist das alles möglich? Gut, der Vorgänger LG G5 floppte leider, und bei der Vorstellung im Frühjahr stahl Samsung mit dem S8 dem LG G6 irgendwie die Show. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein solches Gerät zu diesem Preis über den Ladentisch geht. Die Kamera des LG G6 bietet eine sehr gute Leistung, gerade auch bei schwachem Licht, siehe dazu den Glattalp-Test auf digitec.ch (das Gerät wurde nicht dort erworben). Im Vergleich zum Moto G4 ist die Kamera-Leistung des LG G6 extrem viel besser, vom Weitwinkel-Objektiv ganz zu schweigen.
Zwar hat das LG G6 nicht den allerneusten Prozessor verbaut, dafür gibt es 4 GB RAM (das iPhone X schafft es ‘nur’ auf 3 GB). Und, auch diesen Wert beachte ich jeweils gerne, der SAR-Wert liegt bei 0,39, siehe dazu die Daten beim deutschen Bundesamt für Strahlenschutz. Das LG G6 erhält dafür von eben diesem Amt den Blauen Engel, d.h. es handelt sich um ein ‘strahlungsarmes’ Handy. Die Ladezeit ist mit ca. 1 Stunde sehr gut. Bemängelt werden kann einzig, dass der interne Speicher mit 32 GByte recht bescheiden daherkommt. Zwar gibt es aktuell ein Modell mit 64 GByte, doch läuft darauf aktuell LineageOS (noch) nicht. Für mich sind die 32 GByte keine Hürde, dank der SD-Karte kann das Gerät beliebig erweitert werden. So kann ich unterwegs auch mal direkt eine Kopie der Daten ziehen.
Wermutstropfen beim LG G6 sind, dass a) sowohl SIM als auch SD-Karte nur mit einem Spezialschlüsselchen ersetzt werden können (wahrscheinlich ginge auch eine dünne Nadel) und b) dass der Akku fest verbaut ist. Dass dies nicht zwingend für ein Smartphone mit Schutzklasse IP68 notwendig ist, zeigt das Samsung mit dem XCover 4 gut auf, dort können beide Komponenten äussert bequem mit den Fingern ausgetauscht werden.
Wenn ich nun bedenke, dass ein LG G6 nur wenig mehr als ein Drittel eines iPhone X kostet, dieses aber in vielen Punkten abhängt, dann verstehe ich offensichtlich nicht, was jetzt am iPhone X so toll sein soll. Wer ein Apple-Gerät kauft, erhält ein doch sehr geschlossenes Gerät, das LG G6 ist (dank der Möglichkeit LineageOS aufzuspielen) um Faktoren offener.
Und was meint nun der Tagi zum LG G6? Da steht zum Beispiel: “…sieht man, dass die Ecken nicht ganz perfekt abgerundet sind. Aber im Alltag fällt das nicht auf.” Welch ein journalistisches Meisterstück, der Autor bemängelt also etwas, das man im Alltag gar nicht sieht. Fragt sich einfach, warum es denn als Negativpunkt angeführt wird. Noch ‘dreister’ geht es auf Bild 10 weiter: “Wer will, kann auch den Hintergrund unscharf stellen. Ob das allerdings jemand braucht/nutzt?” Und was schreibt der Autor beim iPhone 8 Plus zum gleichen Thema Unscharfstellen des Hintergrundes? “Der grösste Unterschied liegt im Portraitmodus des Plus-Modells. Damit kann man, wie man es von Profifotografen kennt, den Hintergrund unscharf setzen” Ja, wenn Apple drauf steht, ist es natürlich etwas ganz anders, auch wenn Apple das Feature erst ein halbes Jahr später auf den Markt brachte als LG.
Immerhin, wer die Tests zum LG G6 auf anderen Medien (z.B. ComputerBild) durchgeht, findet deutlich lobendere Worte für das LG G6: “So muss ein Smartphone heute aussehen.” Persönlich möchte ich hier anfügen, dass für mich einzig IP68 und die Lauffähigkeit unter LineageOS für den Kauf entscheidend waren. Hätte das Moto G4 nicht im Sommer einen Wasserschaden abbekommen, hätte es keinen Anlass gegeben, ein neues Handy zu ‘orten’. Bevor es im dritten Teil darum geht, LineageOS auf das LG G6 aufzuspielen, sei hier noch erwähnt, das LG G6 wird über den Button auf der Rückseite gestartet. Wer mag, kann sein Handy dabei auch mit seinem Fingerabdruck entsperren.